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Regeln und "Befehle"

 

Da viele Kids es von zu Hause oder aus der Schule gewohnt sind, dass sie im Befehlston gesagt bekommen, was sie zu tun und zu lassen haben, kann es einem Betreuer schnell passieren, dass die Kids ihre Ohren auf Durchzug stellen, wenn die selbe Schiene gefahren wird.

 

Kurzbefehle wie z.B. "Räumt euer Zimmer auf!", "Wischt die Tische ab!", "Geht spülen!", "Geht ins Bett!", "Macht die Musik aus!", "Mach die Kippe aus!", "Iss dein Essen auf!" und so weiter kommen nicht wirklich gut an. Verständlicherweise. Ich, als Person, hätte es auch nicht gerne, wenn mir ständig Befehle erteilt würden. Wenige Betreuer würden sich wagen so mit einer erwachsenen Gruppe zu reden, warum aber mit Kindern oder Jugendlichen? Wenn man sich überlegt, wie man selber angesprochen oder auch nicht angesprochen werden möchte, dann weiß man in etwa, wie man mit den Teilnehmern reden sollte - egal wie alt die Leute sind. Man muss bei Kindern und Jugendlichen auch keine Babysprache anwenden oder den Teilnehmern Dinge so erklären, als wenn sie dumm wären. Man kann auch mit Kindern und Jugendlichen ganz normal reden. 

 

Die Frage ist auch, welche "Befehle" Sinn machen. Ist es als Betreuer wirklich meine Aufgabe einem Kind zu befehlen, dass es sein Essen aufessen muss? Muss ich wirklich als Betreuer einem Jugendlichen befehlen sein Zimmer aufzuräumen? Oder habe ich vielleicht auch andere Möglichkeiten?

 

Sinnvoll ist es, wenn man sich die Mühe macht und die Regeln erklärt. Es macht nicht wirklich Sinn einfach nur einen Regelkatalog runterzuleiern, der dann stündlich wiederholt wird. Man sollte sich auch die Mühe machen und einmal die einzelne Regeln plausibel erklären. 

Wenn ich keine vernünftigen Gründe dafür finde, warum die Zimmer sauber gehalten werden sollen oder warum man ein schlecht schmeckendes Essen "runter würgen" soll, muss ich diese Regeln überdenken. Ein "weil es einfach so ist" ist eine Erklärung, die keinen Sinn macht und unbefriedigend ist!

 

Sollte ein Teilnehmer sich dann nicht die Mühe machen, die Regeln zu akzeptieren, können natürlich Strafen folgen. Ich muss aber den Teilnehmern die Möglichkeit geben, die Regeln selber einzuhalten oder die Strafen in Kauf zu nehmen - zumindest in den Fällen, wo es nicht lebensbedrohlich ist oder andere Schaden nehmen könnten. Es macht z.B. keinen Sinn einem Teilnehmer spontan zu befehlen sein Zimmer aufzuräumen oder gar eine Strafe dafür zu verhängen, wenn er vorher gar nicht wusste, dass darauf überhaupt Wert gelegt wird. Wenn man vorher ansagt, dass auf ordentliche Zimmer Wert gelegt wird und z.B. alle drei Tage die Zimmer auf Sauberkeit kontrolliert werden, haben die Teilnehmer das Wissen und die Möglichkeit sich vorher darum zu kümmern. Dann muss man nicht ständig bei jedem Besuch sagen: "Räumt mal euer Zimmer auf!" - ein Befehl der dann eh ignoriert wird - sondern man verkündet bei der Sauberkeitskontrolle kurz und knackig die Strafe, ohne auch noch mal auf das unaufgeräumte Zimmer einzugehen. Als Strafe könnte man die Teilnehmer z.B. von Aktivitäten ausschließen oder sie in einen anderen Raum zu verlegen, aber man sollte sie nicht zwingen unbedingt aufräumen zu müssen.

 

Was übrigens sehr hilfreich ist: Wenn sich Betreuer an ihre eigenen Regel halten! Wenn es z.B. in einem Camp ein absolutes Alkohol- und Rauchverbot gibt, sieht es ganz schlecht aus, wenn die Betreuer ständig mit Kippe im Mundwinkel und einer Flasche Bier in der Hand über das Gelände wandern. 

 

Streicheleinheiten

 

Als Betreuer in einem Camp ist man auch so etwas wie ein "Mamiersatz"! Das bedeutet, dass man auch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen muss, bzw. sich auch als solcher anbieten sollte. Gerade wenn es "Außenseiter" in der Gruppe gibt, sind die Betreuer gefragt  diese Teilnehmer in die Gruppe zu bringen. Auch sonst kann man als Betreuer auf einzelne Leute zugehen und ein Gespräch "aufzwingen" oder die Teilnehmer bei irgendwas um Hilfe bitten. Der Sinn dabei ist einfach, dass man sich ein besseres Bild von den Teilnehmern machen kann und vielleicht auch das ein oder andere Private raus bekommt. Der Betreuer ist nicht dazu da, die Regeln zu überwachen sondern ein Betreuer sollte ein integriertes Gruppenmitglied sein, allerdings in der Position des Gruppenleiters.

 

Bei jüngeren (und teilweise auch bei älteren) Teilnehmern ist es wichtig, dass diese auch in den Arm genommen werden, mal auf dem Schoß sitzen können oder an der Hand gehen dürfen. Aber Vorsicht! Bei männlichen Betreuern kann es schnell eigenartig aussehen, wenn diese sich zu intensiv mit kleineren (und größeren) Kindern beschäftigen. Selbst wenn es den Herren tatsächlich nur um pädagogische Betreuung geht, kann es Menschen geben, die das nicht gerne sehen. Dabei geht es nicht um "Moral" oder darum, dass alle männlichen Betreuer schlechte Absichten haben, es geht dabei um den Schutz der Betreuer vor Anschuldigungen, die immer vorkommen können. 

 

Zwar ist nichts dagegen zu sagen, wenn ein männlicher Betreuer kleinere Kinder an die Hand nimmt oder auch mal in den Arm, weitergehende "Streicheleinheiten" sollte aber den weiblichen Betreuern überlassen werden, da man diesen nicht so schnell "böse Absichten" anhängt. 

 

Allgemeine Umgangsformen

 

Man kann darauf achten, dass der Ton in einem Camp ohne Fäkalsprache, Provokationen oder Schimpfworte auskommt. Wenn die Teilnehmer sich gegenseitig beschimpfen ist es eine Sache der Betreuer dazwischen zu gehen und das zu unterbinden.

Man sollte es zwar nicht übertreiben und gleich jedes "Scheiße" mit einer Moralpredigt ahnden, aber wenn die Kids sich untereinander mehr beschimpfen, als dass sie sich normal unterhalten, so kann man als Betreuer auch für den Umgangston Regeln festsetzen. 

 

Streitereien

 

Die oft verbreitete Ansicht, dass man sich als Betreuer, Eltern oder Lehrer in Streitereien nicht einzumischen kann böse (z.B. in einer Schlägerei) enden. 

Aussagen in der Art: "Das müssen die unter sich ausmachen!" oder "Die müssen lernen miteinander klar zu kommen!" sind klassisch für Leute, die keine Lust haben sich um die Teilnehmer zu kümmern. Da lässt man es darauf ankommen, dass der stärkere gewinnt. Das mag in der Tierwelt die übliche Art sein, aber Menschen sollten das einsetzen, was sie von den Tieren unterscheidet: Das Gehirn!

 

Dass selbst erwachsene Personen Probleme haben sich mit anderen Menschen auseinander zu setzen, beweisen Gewalttaten, Schlägereien oder auch Gerichtsverfahren, wo sich Nachbarn wegen Kleinigkeiten gegenseitig verklagen.

Kinder und Jugendliche, die nie gelernt haben wie man einen Konflikte löst, werden auch in einem Camp keine vernünftige Lösung finden. Da kann ein Betreuer als Schlichter mehr als Hilfreich sein, denn nur weil der Stärkere gewinnt, muss er noch lange nicht im Recht sein.

 

Wer also nicht will, dass in seinem Camp oder auf seiner Freizeit eine Hackordnung aufgestellt wird, die von Teilnehmern festgesetzt wird, sollte sich zum Teil der Gruppe machen und immer als oberste Instanz präsent sein. 

 

Waschräume

 

Es sollte klar sein, dass auf Freizeiten männliche Betreuern nicht unangekündigt in Waschräume, Toiletten oder Duschen der weiblichen Teilnehmer auftauchen. Sollten die Mädchen diese Orte gerade Nutzen hat kein männlicher Betreuer (oder sonst irgendein männliches Wesen) etwas in diesen Räumen zu suchen. Genauso sollten weibliche Betreuer nicht einfach in Waschräume, Duschen oder Toiletten der männlichen Teilnehmer gehen - auch wenn es oft so gehalten wird, dass männliche Betreuer bei Mädchen nichts zu suchen haben, weibliche Betreuer aber jederzeit bei Jungs auftauchen dürfen. Aber auch männliche Teilnehmer haben ein Schamgefühl und das sollte respektiert werden.

Ausnahmen gibt es natürlich in Notfällen. Dann sollte natürlich immer der Betreuer zuerst zu den Teilnehmern gehen, der gerade in der Nähe ist, egal ob männlich oder weiblich. 

 

Bei erwachsenen Gruppen werden solche Regeln gerne aufgehoben: "Ach, wir können doch zusammen duschen!" Aber auch da kann es Menschen geben, die nicht so freizügig leben und ungern mit unbekannten Teilnehmern des anderen Geschlechtes duschen möchten - sowohl Frauen als auch Männer! Nur geben Männer das manchmal nicht so gerne zu, weil sie Sprüche der Kollegen fürchten. Um diese Teilnehmer nicht in eine peinliche Erklärungsnot zu bringen, sollte man als Gruppenleiter auch bei erwachsenen Gruppen klare Linien in dieser Richtung aufstellen. Paare oder freizügige Menschen werden es verkraften, wenn sie mal ein oder zwei Wochen nicht gemeinsam duschen können.

 

Zimmer betreten

 

Auch für das Betreten der Zimmer sollte es Regeln geben. Männliche Betreuer sollten immer vorher anklopfen, wenn sie ein Zimmer mit weiblichen Teilnehmern betreten möchten und umgekehrt sollten weibliche Betreuer immer an die Zimmertüren der männlichen Teilnehmer klopfen. Das gilt vor allem für die Morgen- und Abendstunden, wenn die Teilnehmer sich umziehen. Über den Tag ist kann man das auch etwas lockerer halten bzw. kann man z.B. Tagsüber auch die Zimmertüren generell offen lassen, wenn alle Teilnehmer im Haus sind.

 

Ausnahmen sind auch hier Notfälle oder Situationen, wo klar ist, dass die Teilnehmer Unfug machen und sich nicht gerade umziehen. Da sollte man nicht warten, bis man herein gebeten wird, sondern gleich einschreiten. 

 


© by Kiki 

Alle Angaben ohne Gewähr!

 

Hinweis: Alle Tipps und Anregungen in dieser Kategorie sollten auch als solche gesehen werden. Man muss sie nicht anwenden! Man sollte immer bedenken, dass jede Gruppe anders ist und was für die einen funktioniert kann für andere der totale Reinfall sein. Diese Tipps basieren auf persönlichen Erfahrungen in der Jugendarbeit. Es ist aber legitim, wenn jemand völlig andere Vorstellungen und Erfahrungen von dem Thema hat und die kann er auch gerne umsetzen!

 


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