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Rauchen

                                                               

 

 

Was sagt das Gesetz?

 

Als erstes vorweg: Man darf Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren (demnächst 18 Jahren) das Rauchen in der Öffentlichkeit nicht gestatten. Das bedeutet, dass Eltern so viele Erlaubniszettel schreiben können wie sie wollen: Auf einer Freizeit muss man sich an die Gesetze halten. 

 

 

Heimliche Raucher

 

Gesetze hin oder her, das wird so manche Jugendlich nicht davon abhalten heimlich zu rauchen. Was also tun? 

 

Es gibt Gruppen die halten es so, dass rauchende Jugendliche von vornherein ausgeschlossen werden, d.h. es wird gesagt, dass rauchende Jugendliche nicht mitfahren dürfen, bzw. sofort nach Hause geschickt werden, wenn sie erwischt werden. Damit macht man es sich natürlich ziemlich einfach: Keine Raucher dabei, keine Probleme! 

 

Aber was ist mit rauchenden Kindern und Jugendlichen, die von ihren Eltern angemeldet wurden, die Eltern aber gar nicht wissen, dass ihre Kinder süchtig sind (vielleicht weil sie wenig zu Hause sind, selber rauchen oder ihren Kindern nie so nahe kommen, als dass sie es riechen würden)?

Stehen diese Kinder und Jugendlichen wirklich auf und sagen: "Ich bin ein Raucher und ich bleibe selbstredend zu Hause!" Ich glaube nicht. Eher werden die sich denken, dass sie schon irgendwo ein stilles Eckchen finden werden, wo sie heimlich rauchen können - in der Schule und zu Hause klappt das ja vermutlich auch.

Abgesehen davon finde ich persönlich es bedenklich, wenn man als Jugendleiter direkt alle "Problemfälle" vorher aussortiert: "Du rauchst heimlich? Du bleibst zu Hause!" "Du trinkst heimlich Bier? Du bleibst zu Hause!" "Du bekommst schnell Heimweh? Du bleibst zu Hause!" "Du hast Übergewicht? Bleib mal lieber zu Hause!"....

 

Andere Gruppen halten es sehr locker: Vielleicht ist eine Freizeit ja keine öffentliche Maßnahme? Es ist ja eine geschlossene Gruppe, es kann nicht jeder Fremde einfach dazu kommen und mitmachen. Es fehlt also die Öffentlichkeit. Und wenn es keine Öffentlichkeit gibt muss man den Kids das Rauchen ja auch nicht verbieten, besonders dann nicht, wenn die Eltern sogar ihr Einverständnis geben...

 Auch damit macht man es sich einfach: Man kümmert sich gar nicht drum. 

Es mag zwar sein, dass eine Jugendfreizeit eine geschlossene Gruppe ist, aber das sind Schüler einer Schule auch und dennoch ist es eine öffentliche Einrichtung. Ein Jugendgästehaus oder ein Campingplatz, die für jedermann zugänglich sind, sind öffentliche Einrichtungen. Abgesehen davon, dass es auch eine moralische Sache ist. Kann ich mich als Jugendleiter frech über die Gesetze stellen? Wo bleibt da die Vorbildfunktion? Wie sollen Kinder und Jugendliche Gesetze verstehen, wenn ich als Jugendleiter hingehe und diese übergehe?

 

 

Können Raucher mal eben aufhören?

 

Erstaunlich ist, dass manche Leute glauben, dass man den Kids nur sagen muss: "Raucht nicht mehr!" und schon werfen die ihre Zigaretten weg. Dabei wird ganz schnell vergessen, dass Rauchen eine Sucht ist, also eine Krankheit. Und auch Kinder oder Jugendliche können bereits süchtig sein, auch wenn sie vielleicht nur 5 oder 10 Zigaretten am Tag rauchen.

Millionen Erwachsene auf der ganzen Welt versuchen mit Hilfe von Nikotinkaugummis, Pflastern, Hypnose, Tabletten und anderen Mitteln das Rauchen aufzugeben und schaffen es nicht, aber einem Jugendlichen muss man nur sagen: "Hör auf!"?

 

Ein Beispiel: Angenommen ein Junge kommt aus einer Raucherfamilie. Mama raucht, Papa raucht, auch die Tante und der große Bruder. Und weil alle rauchen macht er es mit seinen 14 Jahren auch schon. Von der Familie wird es geduldet, weil ja eh alle rauchen, und er bekommt sogar Zigaretten ab. Er raucht also täglich und regelmäßig. Vermutlich ist dieser Junge abhängig, aber er kann gar nichts dafür, er wurde von seiner Familie zum Raucher erzogen.

 

Man sollte also nicht vergessen, dass rauchende Kinder das nicht unbedingt deswegen tun, weil sie cool sein wollen oder weil sie Betreuer ärgern wollen, sondern weil sie bereits süchtig und somit krank sind. 

 

 

Die Lösung? Unsere Erfahrungen!

 

Wir hatten vor einige Jahren mal die Situation, dass wir in einem Holzhaus untergebracht waren. Da war Rauchen im wahrsten Sinne des Wortes "brandgefährlich"! Wir konnten es also gar nicht riskieren, dass die Kids heimlich am offenen Zimmerfenster oder gar in den Toiletten rauchen würden, denn wenn dann mal ein Betreuer unangemeldet ins Zimmer gekommen wäre und die Kids hätten vor Schreck die Zigarette weggeworfen, hätte das böse enden können.

 

Das zweite Problem: Um unser Haus herum gab es Waldflächen, die im Sommer sehr trocken waren, auch da herrschte eine hohe Brandgefahr. Auch da wäre die Gefahr zu groß gewesen, dass ein Jugendlicher eine Zigarette einfach ins Gestrüpp geworfen hätte.

 

Also haben wir uns entschieden die "heimlichen Raucher" direkt anzusprechen. Es gab einen Aschenbecher vor dem Haus. Alle Teilnehmer und Betreuer, die vom Gesetz her Rauchen durften - das war bei uns noch ab 16 Jahre - konnten das nur an diesem Aschenbecher tun.

Zusätzlich wurde die Brandgefahr in Haus und Wald deutlich gemacht und angekündigt, dass das Rauchen im Haus und im Wald mit scharfen Strafen (im Zweifel mit der Heimreise) belegt werden würde. Diese Regel galt für Raucher und heimliche Raucher gleichfalls.

 

Für die "heimlichen Raucher" (unter 16 Jahre) galten bei uns zusätzlich folgende Regeln: 

 

1.) Rauchen war generell verboten!

 

2.) Wer im Haus oder im Wald beim Rauchen erwischt worden wäre, wäre nach Hause gefahren - ist in mehreren Jahren aber nicht einmal vorgekommen. 

 

3.) Wer generell mit (nicht brennenden) Zigaretten erwischt wurde bekam die Zigaretten abgenommen. Die Zigaretten wurden sofort vernichtet und entsorgt - das ist mehrmals vorgekommen, besonders wenn man als Betreuer die Kids abgefangen hat, wenn sie gerade aus einem Supermarkt kamen. 

 

4) Wer am Aschenbecher beim Rauchen erwischt wurde, bekam die Zigarette abgenommen und diese wurde sofort vernichtet. Außerdem durfte der Teilnehmer den Raucherplatz für die nächsten 30 Minuten nicht betreten und es gab bei Bedarf eine kostenlose Moralpredigt über die Nachteile des Rauchens - das kam natürlich oft vor. Aber die Teilnehmer merkten sehr schnell wie sehr das Rauchen ins (Taschen-) Geld ging, wenn ihnen immer und immer wieder einzelne Zigaretten oder auch ganze Schachteln abgenommen wurden. 

 

Der Unterschied waren bei uns die Strafen. Rauchen war für Kinder und Jugendliche zwar generell verboten, aber wer heimlich rauchen wollte/musste, der hatte zumindest die Wahl wo und wie er erwischt werden wollte. D.h. wir haben die Strafen bewusst so ausgelegt, dass wir einigermaßen Kontrolle über die "heimlichen Raucher" hatten und ihnen somit gezielt das Leben schwer machen konnten. Außerdem hatten wir wirklich den Erfolg, dass im Haus kein Qualm zu riechen war, nicht so viele Kids im Wald verschwunden sind, sich der ein oder andere Gedanke machte, wie teuer so Zigaretten sein können und vor allem wurde den Kids immer wieder bewusst gemacht, dass sie etwas tun, was sie nicht dürfen und somit mit Strafen oder Nachteilen rechnen müssen.

 

Fazit

 

Eine Patentlösung gibt es nicht, jede Gruppe muss für sich entscheiden, wie sie mit dem Problem des Rauchens umgeht. Wenn man als Gruppenleiter die Augen nicht verschließt, dann muss man sich eingestehen, dass die Kids, wenn sie denn rauchen wollen, es auch tun. Wenn nicht öffentlich, dann heimlich. Da hilft auch ein Verbot nicht viel. Das Problem wird mit dem Verbot nicht aufgehoben, es wird nur verlagert. 

 

Wie man dem aber entgegengehen will, muss man selber entscheiden. 

 

 

Noch ein Tipp:

 

 Sehr unglaubwürdig ist es übrigens, wenn ein Raucher einem Jungendlichen grundlos das Rauchen verbieten will. Natürlich kann man das Argument bringen: Ich bin erwachsen, ich darf das, aber damit wird das Rauchen weder gesünder noch billiger. Abgesehen davon drehen sich die Jugendlichen um und sagen: "Was will der eigentlich, der raucht doch selber!" - und recht haben sie. 

Besser kann es sein, wenn man das Verbot einem Nichtraucher überlässt. Der Raucher könnte lieber von seinen Problemen berichtet, die durch das Rauchen aufkommen: Atem- und Kreislaufbeschwerden, Husten, Suchtfaktor, stinkende Klamotten, wenig Erfolg beim Küssen (weil die Küssen nach Zigarette schmecken), Geldfaktor, Unruhe, etc.

 


© by Kiki 

Alle Angaben ohne Gewähr!

 

Hinweis: Alle Tipps und Anregungen in dieser Kategorie sollten auch als solche gesehen werden. Man muss sie nicht anwenden! Man sollte immer bedenken, dass jede Gruppe anders ist und was für die einen funktioniert kann für andere der totale Reinfall sein. Diese Tipps basieren auf persönlichen Erfahrungen in der Jugendarbeit. Es ist aber legitim, wenn jemand völlig andere Vorstellungen und Erfahrungen von dem Thema hat und die kann er auch gerne umsetzen!

 


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